von Ulrich Jung
Bedeutung der Wärmedämmung
Ohne guten Wärmeschutz kann ein Haus nicht zukunftsfähig werden.
Wärme – aus welcher Quelle auch immer- hat sich enorm verteuert, so dass die Heizkosten ungedämmter Häuser untragbar geworden sind. Dies gilt auch für nachwachsende Brennstoffe wie Holzpellets. Die Erfahrung von Energieberatern ist, dass die umfassende und ausgezeichnete Wärmedämmung von Gebäuden den Wärmeverbrauch auf einen Bruchteil reduzieren kann. „Umfassend“ meint hier alle Bauteile: Dach, Außenwand, unterer Gebäudeabschluss und schließt die Fenster mit ein; „ausgezeichnet“ meint Dämmstärken, die sich an einem Effizienzhaus 55, 40 oder einem Passivhaus orientieren.
Gleichzeitig setzen zukunftsfähige Heizsysteme – allen voran die Wärmepumpe, aber auch die solare Heizungsunterstützung – für ihren wirtschaftlichen Betrieb niedrige Heizmedientemperaturen voraus, wofür unter anderem guter Wärmeschutz unverzichtbar ist.
Es gibt eine Reihe von Argumenten gegen Wärmedämmung und auch einige Vorurteile, die wir nachfolgend kommentieren:
„Nachträgliche Wärmedämmung ist teuer.“ – Ja.
Die Inflation trifft leider auch Baumaterialien. Hinzu kommt die gestiegene Nachfrage nach Bauleistungen der energetischen Modernisierung und das Fehlen von qualifizierten Bauhandwerkern, so dass Wärmedämmmaßnahmen heute erheblich teurer als noch vor wenigen Monaten sind. Die Branche erwartet gleichzeitig eine Fortsetzung dieser Trends, so dass der beste Zeitpunkt für die Dämmung von Bauteilen weiterhin jetzt sein dürfte.
„Wärmedämmung stößt an baurechtliche Grenzen.“
Auf dem Dach oder der Außenwand aufgebrachten Dämmschichten erhöhen die durch das Baurecht begrenzten Abstandsflächen oder liegen unter Umständen dadurch auf privaten oder öffentlichen Nachbargrundstücken (z.B. dem Bürgersteig). In den letzten Jahren wurde das Baurecht weiterentwickelt und Möglichkeiten geschaffen, diese Dämmschichten zu realisieren.
„Wärmedämmung macht Gebäude dicht und verursacht dadurch Feuchteschäden.“ – Nein.
Fehlender Wärmeschutz bewirkt kalte Bauteiloberflächen und begünstigt in der Folge Tauwasser- und Schimmelpilzbildung. Wärmedämmung auf der Außenseite der Bauteile bewirkt dagegen stets die Erwärmung der raumseitigen Wandoberflächen und eine Verringerung der raumseitigen Feuchterisiken.
Gebäude werden luftdicht, wenn Dampfbremsen (z.B. in Dachkonstruktionen) eingebaut werden oder Fenster erneuert werden; der nun ausbleibende Luftaustausch reichert Luftfeuchte (und daneben CO2 und Schadstoffen) im Innenraum an. Die Erstellung eines Lüftungskonzeptes zeigt Maßnahmen zur Vermeidung von Feuchterisiken auf; Wärmedämmung kann dabei ein wichtiger Beitrag sein.
„Wärmedämmung verursacht Brandschutzrisiken“
Umstritten sind insbesondere die aus Erdöl bestehenden und daher brennbaren Schaumkunststoffen an Fassaden. Mineralische Dämmstoffe bieten hier Vorteile in Brandschutz und Ökologie. Letzteres gilt insbesondere für Mineralschaum.
„Wärmedämmung verunstaltet Gebäude“
Das Erscheinungsbild eines Gebäudes ändert sich insbesondere durch die Dämmung von Außenwänden. Wird sie schematisch, also unüberlegt ausgeführt, wird das Gebäude an Gestaltqualität verlieren; aus fein strukturierten Bauwerken werden durch Wärmedämmung leicht plumpe Burgen. Wird die energetische Modernisierung eines Hauses als Planungsaufgabe verstanden, in der neben technischen auch gestalterische (und übrigens auch funktionale) Fragen gelöst werden, so könnte das Gebäude eine ästhetische Aufwertung erfahren. Architektenkammern, Stiftungen, Förderinstitutionen und andere prämieren regelmäßig gestalterisch besonders gelungene energetische Modernisierungen.
Bei Baudenkmalen wird die Wärmedämmung insbesondere der Außenwand häufig untersagt um das historische Zeugnis zu bewahren.
„Wärmedämmschichten sind wenig nachhaltige Konstruktionen“
Zusätzlich aufgebrachte Dämmschichten haben in der Regel eine kürzere Nutzungsdauer als die tragende Grundkonstruktion. Daher bedarf die Wahl der Konstruktion und der entsprechend eingesetzten Baustoffschichten besondere Aufmerksamkeit. Geschraubte Konstruktionen und nachwachsende Dämmstoffe sind hier gegenüber geklebten Konstruktionen und synthetischen Dämmstoffen grundsätzlich im Vorteil